Vinyasa - Einheit und Verbindung
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09.10.2017 15:00
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Kategorie: Ashtanga Yoga, Themenorientierter Unterricht
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Vinyasa - Einheit und Verbindung

Vinyasa - Einheit und Verbindung

Vinyasa (vinyāsa) heißt Anordnung. „Nyasa“ bedeutet „legen, setzen, stellen“ und „vi“ bedeutet „auf eine bestimmte Art“.

Vinyasa hat im Yoga unterschiedliche Bedeutungen:

  • Im Allgemeinen taucht der Begriff Vinyasa als Bezeichnung von Yogastilen auf (Ashtanga Vinyasa Yoga, Vinyasa Yoga, Vinyasa Flow) und
  • in der Unterrichtsgestaltung, um ein Ziel für eine Yogastunde zu setzen und die notwendigen Schritte einzuleiten, um dieses Ziel zu erreichen (Vinyasa Krama).
  • Speziell im Ashtanga Yoga sind Vinyasas dynamische Bewegungsabläufe zwischen den statischen Körperhaltungen und
  • die Verbindung von Bewegung und Atem (Vinyasa-System).

Die Verbindung von Atem und Bewegung zu einem synchronen Gebilde, wollen wir uns im Folgenden etwas genauer anschauen.

Atem und Bewegung bilden eine untrennbare Einheit. Ohne das Eine gibt es das Andere nicht. Um atmen zu können müssen sich unsere Lungen, unsere Atemräume, unsere Muskeln und Gelenke bewegen, damit Luft in uns hinein und hinausgelangen kann. Damit diese (Atem-)Bewegungen möglich werden, braucht unser Körper Energie, die er unter anderem durch den in der Luft enthaltenen Sauerstoff gewinnt. Wir sind ein ständig pulsierender Organismus. Ohne Atem keine Bewegung, ohne Bewegung kein Atem.

Aus diesem Grund macht die Zusammenführung von Atem und Bewegung in der Yogapraxis aus anatomischer Sicht sehr viel Sinn.

Schon für Pattabhi Jois war diese Verschmelzung von zentraler Bedeutung. 1962 erschien sein erstes und einziges Buch mit dem Titel „Yoga Mala“. In diesem Buch beschreibt er die 1. Serie des Ashtanga Yoga. Mala (mālā) meint so viel wie Rosenkranz, Gebetskette oder Perlenkette. Wenn wir uns die Haltungen der Ashtanga Yoga Serien als Perlen einer Kette vorstellen, dann ist der Atem das Band, das die Ketten miteinander verbindet und zusammenhält.

Interessant wird es, wenn wir uns anschauen, wie Atem und Bewegung darüber hinaus verbindend wirken. Dafür machen wir einen kleinen Umweg über das Gefühl vor und nach einer Yogastunde bzw. über die Interaktion und Kommunikation.

Sicherlich hast du schon mal bemerkt, dass eine Gruppe von Menschen vor einer Yogastunde zusammenfindet und zunächst eine gewisse Distanz besteht. Die Menschen haben alle unterschiedliche Stimmungen und Rhythmen, die unter anderem aus dem resultieren, was sie vorher gedacht, gemacht und erlebt haben. Nach der Praxis ist der Raum viel ruhiger, fast geklärt und die Menschen sind sich näher. Doch woran kann das liegen? Schauen wir uns dafür an, wie Menschen miteinander interagieren, wie sie sich in einem Gespräch miteinander verbinden und wie ein Gefühl von Verstehen oder verstanden werden entsteht.

Stellen wir uns eine Situation vor, in der wir mit einer anderen Person sprechen. Gesellschaftlich haben wir uns über die Bedeutung der meisten Worte, die wir alltäglich benutzen geeinigt, sodass wir ähnliche Bilder in uns entstehen lassen, wenn wir z.B. über ein Fahrrad oder über einen Tisch, über Freude oder Trauer und vielleicht sogar über Yoga sprechen. Diese inneren Bilder erlauben uns sinnvoller miteinander zu sprechen. Wir füllen die Bilder in uns natürlich noch mit unseren eigenen Bedeutungen je nach unseren Interessen, Motiven und Erfahrungen. Wenn wir uns also über Yoga unterhalten und beide Gesprächspartner ein ähnliches Bild von Yoga haben und das Interesse an bzw. die Erfahrungen mit dem Yoga ähnlich sind, wird das Gespräch höchstwahrscheinlich als gelungen empfunden. In solch einer Situation gleichen sich auch die Körper einander an. Körpersprache mit Mimik und Gestik werden ähnlicher, wodurch die Verbundenheit noch stärker wird. Das ähnliche Bild, die damit verbundenen ähnlichen Bedeutungen und die angeglichene Körpersprache stimulieren in den Körpern und Gehirnen der Beteiligten ähnliche Muster. Sie schwingen miteinander, weil ähnliche Bereiche des Gehirns durch die Bilder, Bedeutungen, Erfahrungen und aktuellen Bewegungen durch die Körpersprache aktiviert werden. Es bilden sich synchrone Muster heraus, die den beteiligten das Gefühl geben den anderen zu verstehen und verstanden zu werden. Es entsteht ein Gefühl von Verbundenheit, denn wir sehen uns in dem anderen - wir spiegeln uns.

Mit dem gleichen Prinzip wie in der Kommunikation mit einer anderen Person, verbinden wir uns in der Praxis mit den anderen Übenden im Raum. Wir atmen und bewegen uns rhythmisch und synchron, spannen ähnliche Muskelgruppen an, um diesen Rhythmus zu erzeugen und bringen darauf auch noch unsere Aufmerksamkeit. Damit erzeugen wir in unserem Körper und Geist ein bestimmtes Muster, ein Bild, wir erzählen eine gemeinsame Geschichte in unserer ursprünglichsten Sprache aus Atem und Bewegung. Unsere Gehirne arbeiten in ähnlichen Bereichen, die uns atmen und bewegen und unser Tun beobachten lassen. Dadurch erzeugen wir eine bewegte Meditation, die in unserem Körper eine bestimmt Frequenz erzeugt. Im Gehirn z.B. entsteht in einem meditativen Zustand die entspannte Wachheit mit Alphawellen von 8 - 14 Hz. Wir verändern mit der Yogapraxis die Rhythmen unseres Körpers, gleichen sie einander an und schaffen damit ein Gefühl von Harmonie, Vertrautheit, Verständnis und Verbundenheit. Mit unserer gemeinsamen Yogapraxis surfen wir alle auf einer Welle aus Atem und Bewegung. So wird auch der Ausdruck „auf einer Wellenlänge sein“ verständlicher. Unsere Welle aus Atem und Bewegung hat eine Frequenz, die uns das Gefühl gibt uns zu verstehen und vertraut zu sein, so als würden wir alle dieselbe Musik, derselben Frequenz, auf demselben Radiosender hören.

Der Atem zeigt, dass wir eine weitere untrennbare Einheit zwischen uns als Individuum und der Erde eingehen.
Unsere Atemwege sind die Nabelschnur, die uns mit Muttererde verbindet. Wir nehmen aus der Außenwelt den, für uns essentiellen, Sauerstoff auf und geben unsere Abbauprodukte in Form von Kohlendioxid in die Umwelt ab. Unser Abbauprodukt Kohlendioxid wird wiederum von den Pflanzen aufgenommen, welche gleichzeitig den Sauerstoff produzieren (Fotosynthese), den wir zum Überleben benötigen.

Diese Verbindung ist schon faszinierend genug, doch es wird noch verblüffender:
Genauso wie wir Rhythmen oder Schwingungen (z.B. Gehirnwellen, Atemfrequenz, Herzfrequenz) in uns haben, hat dies auch die Erde. So gibt es das elektromagnetische Phänomen der Schumann-Resonanz, das sich aus der Aktivität von Blitzen rund um die Welt summiert. Die elektromagnetischen Pulsationen der Blitze wandern um die Erde, indem sie zwischen der Ionosphäre und der Erdoberfläche hin und her springen. An jedem beliebigen Ort der Erde zeigt sich die Schumann-Resonanz in Form elektrischer und magnetischer Mikropulsationen, die durchschnittlich bei einer Frequenz von 7 – 10 Hz liegen. Nun produziert auch unser Gehirn im Laufe eines Tages Frequenzen, die mit unserer Aktivation einhergehen. Im Schlaf schwingt unser Gehirn anders, als wenn wir in einer beängstigenden Situation festsitzen und wieder anders, wenn wir entspannt sind. Eine besondere Frequenz erzeugt die entspannte Wachheit, die wir durch meditative Praktiken wie Yoga erreichen können. Der meditative Zustand erzeugt Alphawellen mit einer Frequenz von 8 – 14 Hz. Die Schumann-Resonanz und unserer Alphawellen liegen also nahezu auf einer Frequenz. Das bedeutet: Wenn wir Praktiken wie Yoga üben, lauschen wir der Musik der Erde. Diese Frequenzen können das Gefühl von Verbundenheit und Einheit beschreiben, wovon viele Praktizierende während und nach dem Yoga berichten.

Vinyasa schafft nicht nur die Verbindung von Atem und Bewegung, wir verbinden uns mit der Außenwelt, mit anderen Menschen, mit den Pflanzen und letztlich mit der gesamten Erde.

Übung: Vinyasa - Einheit und Verbindung

1. Beobachte in der nächsten Zeit im Alltag Deinen Atem und wie Dein Atem zu Bewegung wird. Was macht Dein Atem in alltäglichen Handlungen? Kannst Du die Verbindung von Atem und Bewegung auch außerhalb Deiner Yogapraxis wahrnehmen?

2. Übe Dich in Deiner Praxis darin, Atem und Bewegung zu einer synchronen Einheit werden zu lassen. Wie verändert sich Deine Praxis dadurch?

3. Bemerke, wie Du Dich fühlst bevor Du auf die Matte gehst und wie sich Dein Gefühl nach dem Üben verändert. Nimmst Du eventuell ein Gefühl von Zufriedenheit, Harmonie und Verbundenheit wahr?

Bitte schau auf den Kursplan, um zu sehen an welchen weiteren Tagen das Thema angeboten wird.

Wir freuen uns auf Dein Interesse und Deine Teilnahme!

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