Drishti - die Kraft der Augen (Teil 1)
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11.09.2017 14:39
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Kategorie: Ashtanga Yoga, Themenorientierter Unterricht
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Drishti - die Kraft der Augen (Teil 1)

Drishti - die Kraft der Augen
Drishti - die Kraft der Augen

Drishti (dṛṣṭi) ist die Bezeichnung für den Blickpunkt und die Ausrichtung unserer Augen innerhalb unserer Yogapraxis. Drishti bedeutet sehen, erblicken, schauen. Mit derselben Wortwurzel beschreibt Drashtu den Seher, also unsere wahre Natur. In unserer Ashtanga Yoga Praxis sind die Blickpunkte ein essentieller Bestandteil, traditionell gibt es 9 unterschiedliche Drishtis.
In der Verschmelzung der Dreiheit (Tristana), also von Atem und Bewegung (Vinyasa), der Ausrichtung des Körpers (Bandha) und dem Fokus der Augen (Drishti) entsteht etwas, das alles miteinander verbindet -  die spirituelle Dimension des Ashtanga Yoga.

Wir Menschen sind primär visuell dominierte Lebewesen. In unseren Leben orientieren wir uns hauptsächlich mithilfe unserer Sehorgane; den Augen. Dieses Phänomen führt oft dazu, dass wir nur glauben, was wir auch wirklich meinen zu sehen. Wenn wir unseren Blick in der Yoga–Übungspraxis bewusst ausrichten, können wir uns der Auswirkungen unserer visuellen Dominanz bewusst werden. Richten wir den Blick von außen nach innen, ziehen wir unsere Sinne zurück und nehmen vermehrt unsere Innenwelt wahr. Drishti ist eine Übung von Pratyahara (Zurückziehen der Sinne), das 5. Glied, welches Patanjali im achtgliedrigen Pfad aus dem Yoga Sutra beschreibt. 

svaviṣaya-asaṁprayoge cittasya svarūpānukāra-iv-endriyāṇāṁ pratyāhāraḥ (2.54.)

Pratyāhāra geschieht, wenn der Geist in der Lage ist, seine gewählte Richtung beizubehalten und die Sinne sich nicht wie gewöhnlich mit den Objekten, die sie umgeben, verbinden. Im Zustand von pratyāhāra folgen die Sinne dem Geist in seiner Ausrichtung. (2.54.)

In unserer Praxis haben wir schon oft den Zusammenhang von Augenbewegungen und den Bewegungen des Geistes erkennen können. Wer hat noch nie einen Fussel in einer sitzenden Vorbeuge an den eigenen Füßen bemerkt und ihn daraufhin herausgepult? Vielleicht passiert auch etwas Spannendes im Yogaraum und schon bewegen sich die Augen weg von der Matte und hin zu der interessanten Situation. Bevor wir in unserer Praxis die Aufmerksamkeit verlieren und uns von innen nach außen wenden, entsteht eine geistige Aktivität. Unser Geist meint, dass es im Draußen etwas Wichtiges zu beobachten gibt. Schließlich könnten wir ja was verpassen oder könnten bedroht sein.

Der Weg der Augen ist häufig der Weg des Geistes. Wandern unsere Augen, wandert meist auch unser Geist. Wenn es uns aber gelingt unsere Augen ruhig zu halten, wird sich diese Ruhe auf unseren Geist übertragen und wir können so den Hunger unseres Geistes nach Ablenkung und Beschäftigung verringern. Damit ermöglichen wir uns der Innenwelt zuzuwenden und uns wirklich zu erleben.

Vielleicht hast Du schon einmal erlebt, dass sich die Art und Weise zu sehen verändert, wenn Du tagträumst. Sobald wir in Gedanken irgendwo anders sind, verändert sich auch unser Blick – er wird leer und wir sehen nicht mehr, was in unserer Umgebung passiert. Ein passives Sehen stellt sich ein. Schauen wir hingegen sehr aktiv, nehmen wir unsere Außenwelt wahr. Das aktive Sehen verändert die geistige Aktivität und den Ausdruck der Augen, der Geist hat eine Aufgabe und wandert nicht mehr umher, um sich Phantasien auszumalen. Genauso erkennen wir am Blick, ob eine Person uns aktiv anschaut und uns zuhört, oder ob sie uns nur passiv ansieht und durch uns hindurchschaut, weil sie geistig woanders ist.

Wir alle kennen den Vergleich der Augen als Spiegel der Seele. Die Sehorgane zeigen deutlich, was in uns vorgeht. Fremde Menschen beispielsweise schauen sich nur sehr wenig und eher flüchtig in die Augen, denn intensiver und langer Augenkontakt erscheint als etwas sehr Intimes. Wenn wir uns dafür öffnen uns in die Augen schauen zu lassen, ermöglichen wir der schauenden Person den Eintritt in unsere persönliche Innenwelt. Unsere Augen zeigen der Außenwelt unser Befinden durch Gefühle und Mimik und machen durchlässig für Eindrücke von außen.

Übung: Drishti - die Kraft der Augen

1. Bemerke, wenn Dein Geist von dem abdriftet was Deine Augen in dem Moment tatsächlich wahrnehmen und spiele mit den Veränderungen von aktivem und passivem Sehen.

2. Übe Dich darin fremden Menschen aktiv in die Augen zu schauen und nimm wahr was sich in dieser Zwischenmenschlichkeit verändert.

3. Beobachte in der nächsten Zeit den Blick anderer Menschen und finde heraus, ob diese Menschen passiv oder aktiv schauen.

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