Meditation: Eine Sache der Aufmerksamkeit?!
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03.12.2018 11:00
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Kategorie: Meditation, Themenorientierter Unterricht
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Meditation: Eine Sache der Aufmerksamkeit?!

Ich sitze aufrecht auf meinem Meditationskissen, mit geschlossenen Augen höre ich die Aufforderung der Yogalehrerin, meinen Atem zu betrachten. Ich betrachte, fühle und spüre meine Ein- und Ausatmungen. Kaum sind zwei Atemzüge vergangen rast der erste Gedanke durch meinen Kopf: „Was für eine einfache Aufgabe“. Es scheint so, als wäre dieser erste Gedanke Auslöser für viele weitere, wobei der nächste Gedanke auf dem vorigen gründet. So folgt ein Gedanke auf den anderen: „Was soll diese einfache Aufgabe bringen?“, „Ich habe Besseres zu tun, als meinen Atem zu betrachten“, „Zu Hause warte eine Menge Arbeit auf mich“, „Ich habe keine Lust am Montag meine Kollegen zu sehen“, „Und auch keine Lust mehr hier zu sitzen und meinen Atem zu betrachten“, „Mir ist langweilig“. 

So oder so ähnlich können sich die ersten Sekunden einer Mediation anfühlen. Wir sitzen und betrachten – zum Beispiel unseren Atem. Klingt einfach, ist simpel, aber trotzdem ungeheuer schwierig. Mir hat es sehr geholfen, mir meine mentalen Prozesse in der Meditation bewusst zu machen und genauer zu erforschen, was dahintersteckt. Mit dem Wissen um die mentalen Prozesse, die stattfinden, während ich mich bemühe meinen Atem zu betrachten, wurde die Meditation auf einmal sehr viel leichter.

Also was sind nun mentale Prozesse, die bei der Meditation entscheidend sind?
In der Meditation setze ich mich hin und gebe mir die Aufgabe ein Objekt meiner Wahrnehmung zu betrachten. Dieses Objekt soll mir über meine Meditation hinweg bewusst bleiben, wobei andere Reize, die mich von meinem Meditationsobjekt ablenken, beiseite geschoben werden. In dieser kurzen Beschreibung wird deutlich, dass die Ausrichtung in der Meditation eine willentliche Komponente aufweist und mögliche Ablenkungen, die wir nicht haben wollen und demnach unwillentlich geschehen. 
Schauen wir uns im Folgenden an, was es mit dem willentlichen Fokus auf sich hat und wieso es zu unwillentlichen Ablenkungen kommt.

Fokus und Ablenkung – das Spiel der Aufmerksamkeit

Der mentale Prozess, der uns in einem Moment unseren Atem wahrnehmen und uns im nächsten Moment schon ein hupendes Auto hören oder unseren Gedanken horchen lässt, wird Aufmerksamkeit genannt. Aufmerksamkeit ist ein psychischer Zustand konzentrierter Bewusstheit, der mit der wachen Bereitschaft einhergeht, äußere oder innere Reize wahrzunehmen, sie zu erkennen und auf sie zu reagieren. Dies impliziert, dass Dinge, denen keine Aufmerksamkeit zuteil wird, auch nicht wahrgenommen werden. Wir selektieren die für uns relevanten Informationen und versuchen die anderen, für uns nicht relevanten Informationsquellen, auszublenden. 
Wird Aufmerksamkeit auf Objekte gerichtet, werden diese bewusst. Die Aufmerksamkeit verbessert die Verarbeitung von Informationen, so wie eine Taschenlampe die visuelle Wahrnehmung eines Ortes erleichtert, auf den der Lichtstrahl gerichtet wird. 
An was sich unsere Aufmerksamkeit orientiert, gibt vor, was unsere Aufmerksamkeit erhält. Was wahrgenommen wird, hängt davon ab, was unsere Aufmerksamkeit macht.  

Was nehme ich wahr? - Orientierung der Aufmerksamkeit

Die Aufmerksamkeitssteuerung läuft über zwei Mechanismen der Reizauswahl. Die Aufmerksamkeit kann sich exogen (von außen kommend) oder endogen (von innen kommend) orientieren.
Exogene Orientierung: Physikalische Charakteristika der Reize selbst wie Intensität, Größe, Kontrast, Bewegung, Auffälligkeit binden die Aufmerksamkeit unwillkürlich, automatisch, unwillentlich, unkontrolliert.
Endogene Orientierung: Persönliche Faktoren wie interne Bedürfnisse, Erwartungen, Motive, Ziele und durch frühe Erfahrung erlernte Voreinstellungen, lenken die Aufmerksamkeit willkürlich, bewusst, willentlich, kontrolliert.   

Die exogene Orientierung ist reizgetriggert, reflexive und unwillkürlich. Sie ist durch eine schnelle und relativ automatische Funktionsweise gekennzeichnet. Die exogene Orientierung ist lebenswichtig. Wir müssen in der Lage sein, dass sich unsere Aufmerksamkeit schnellstmöglich auf veränderte Umweltbedingungen einstellt. Wir sind darauf angewiesen, dass sich die Aufmerksamkeit automatisch auf Reize ausrichtet, die relevant für uns sind. Müssten wir willentlich unsere Aufmerksamkeit auf bedrohliche Reize lenken, währen wir wahrscheinlich nicht überlebensfähig. Überquere ich eine Straße, ist es sinnvoll und notwendig, dass sich meine Aufmerksamkeit automatisch auf ein entgegenkommendes, hupendes Auto lenkt. 

Die endogene Orientierung ist intentional und willkürlich. Hierbei kontrollieren wir unsere Aufmerksamkeit willentlich auf ein Objekt unserer Wahl.  Sie ist willentlich, aber auch sehr viel langsamer als die exogene Orientierung. Der willentliche, kontrollierte Akt der Aufmerksamkeitslenkung und die damit einhergehende geringere Notwendigkeit tragen dazu bei, dass die Zeit vom Auftreten des Reizes bis zu unserem Erleben dieses Reizes fast viermal so lange ist, wie bei der automatischen Aufmerksamkeitslenkung.  

Die endogene Orientierung kann durch exogene, die Aufmerksamkeit anziehende Triggerreize, unterbrochen werden. Tritt ein Reiz auf, der für uns relevanter ist, ist es notwendig, dass unsere Aufmerksamkeit aus der endogenen Orientierung auf ein gewähltes Objekt zur exogenen Orientierung wechselt. Die exogene Orientierung deutet in der Regel auf eine größere Notwendigkeit und Wichtigkeit hin, als die endogene Orientierung, wodurch die exogene Orientierung priorisiert wird. 

Meditation: ein Training der Aufmerksamkeit

Während ich nun in meiner Meditation sitze, kann ich mit Faszination das Spiel meiner Aufmerksamkeit erleben und bemerken wie ich willentlich und bewusst meine Aufmerksamkeit auf meinen Atem lenke und dabei immer mal reflexhaft und automatisch vom Atem weggerissen werde, sodass sich meine Aufmerksamkeit überzeugen kann, dass das hupende Auto keine Gefahr darstellt. Sobald ich merke, dass meine Aufmerksamkeit etwas zu viel Eigeninitiative gezeigt hat, nehme ich sieliebevoll an die Hand und führe sie zurück zum Atem. Die Kunst in der Meditation besteht darin den Willen über die Reflexe zu stellen. Die Meditation findet meist an einem sicheren Ort statt, sodass keine Notwendigkeit besteht reflexhaft zu handeln. Auch wenn ich weiß, dass ich sicher bin, können mich meine reflexhaften Muster dennoch so beeinflussen, dass ich keine Ruhe finde. Die Schwierigkeit in der Meditation ist es somit die Aufmerksamkeit willentlich beim Atem zu halten, auch wenn es andere Reize gibt, die die Aufmerksamkeit automatisch binden wollen. So steigern wir unsere Fähigkeit unsere Aufmerksamkeit zu regulieren. Gehirntraining auf höchstem Niveau. Wir gewinnen mehr Freiheit und Selbstbestimmung, weil wir aus einer reflexhaft gebundenen Aufmerksamkeit zu einer bewusst gelenkten Aufmerksamkeit gelangen. Das hat einen großen Effekt auf unser Leben, da Aufmerksamkeit wahrnehmungs- und handlungsleitend ist.

Bitte schau auf den Kursplan, um zu sehen an welchen weiteren Tagen das Thema angeboten wird.

Wir freuen uns auf Dein Interesse und Deine Teilnahme!

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